Agile Zusammenarbeit fordert Führungskräfte in besonderem Maße. Kommunikative und kooperationsbezogene Kompetenzen sind von Bedeutung. In der Literatur findet man eine Überschneidungen zur „transformationalen Führung“ bzw. zur „Digital Leadership“ – im angloamerikanischen Kontext spricht man anschaulicher von "shared Leadership".
Darüber hinaus geht man davon aus, dass im Zusammenhang mit agiler Führung eine entsprechende Grundhaltung unumgänglich ist. Es wird sogar von einem Mind-Set – einer mentalen Basiskalibrierung – ausgegangen.
Im Mittelpunkt eines entsprechenden Führungsverständnisses stehen z.B.: Führen auf Augenhöhe, Führen mit Vorbildcharakter, Schnittstellenkompetenz, Ambiguitätstoleranz sowie Change-Management-Kompetenzen.
Reflektieren Sie im Folgenden Ihr Potenzial zu diesen Komponenten.
Sind Sie in der Lage und willens, sich in Arbeitsprozessen zurückzunehmen und Ihrem Team Handlungsspielräume zur Verfügung zu stellen, die Sie vielleicht phasenweise sogar vollkommen ausschließen?
Können Sie sich davon verabschieden, dass das „Richtig“ und „Falsch“ in Prozessen weniger mit Ihren Vorgaben oder mit Ihren Einwilligungen korrespondiert als mit dem, was Ihre Mitarbeiter/-innen selbstorganisiert erarbeiten?
Halten Sie die Wahrnehmung und Einschät-zungen Ihrer Mitarbeiter/-innen für genauso wertvoll wie ihre eigene Wahrnehmung von den Dingen?
Können Sie akzeptieren, dass es in Ihrem Team Personen gibt, die in Bereichen kompetenter sind als Sie? Können sie den Kompetenzvorsprung auch innerlich und öffentlich wertschätzen?
Müssen Sie das letzte Wort haben, um sich in Ihrer Rolle als Führungskraft bestärkt zu fühlen?
"Auf Augenhöhe führen" heißt nicht "strukturlos führen". Um Freiräume zu ermöglichen, muss der Rahmen für alle besonders klar sein. Sind Sie in der Lage, für die notwendige Struktur zu sorgen oder diese mit dem Team zu erarbeiten?
Sind Sie in der Lage, das Verhalten vorzuleben, das Sie im Arbeitsprozess von den Mitarbeitenden erwarten oder nehmen Sie bestimmte Privilegien für sich in Anspruch?
Zeigen Sie erkennbar Engagement für Ihren Beruf und das Ziel der Zusammenarbeit? Ist erkennbar, dass Sie für etwas brennen und vertrauen?
Sind sie zuverlässig?
Halten Sie sich für kompetent, die Potenziale, die Motivation und Bedürfnisse Ihrer Mitarbeiter/-innen einschätzen und richtig einsetzen/matchen zu können?
Sind sie in der Lage, Überschneidungen und Gemeinsamkeiten in Diskussionen transparent zu machen wenn unterschiedliche Perspektiven eingebracht werden?
Kennen Sie die Schnittstellen in Ihrer Organisation, an denen Reibung durch das „Aufeinandertreffen von Kulturen“ entstehen kann?
Können Sie abschätzen wie groß das Risiko ist, dass Arbeitsergebnisse Ihres Teams aus „Unverständnis“ an Schnittstellen nicht ausreichend gehört oder gewürdigt werden?
Sind Sie so gut in andere Abteilungen/
Referate/ Dezernate vernetzt, dass Sie einschätzen können, wo sich andere Arbeits- und Organisationseinheiten befinden, die für den Prozess wichtig sind?
Kennen Sie die persönlichen und fachlichen Anknüpfungspunkte?
Werden Sie für vertrauenswürdig und integer gehalten?
Sind Sie stark genug, die auf Selbstorganisation ausgerichtete Arbeitsweise Ihres Teams gegen Widerstände von außen zu verteidigen?
Können und wollen Sie für dessen Erfolg in allen Phasen Weichen stellen und für das Team einstehen?
Gelingt es Ihnen, zweideutige und widersprüchliche Erfahrungen oder Informationen gut zu verarbeiten? Oder sind Sie leicht irritiert oder ungeduldig, wenn sich etwas erkennbar nicht nach ihren Idealvorstellungen entwickelt?
Fällt es Ihnen in einem Prozess, in dessen Fortgang sich zeigt, dass sich Dinge anders entwickeln als erwartet, leicht, das Ziel, die Mittel und Wege neutral und nüchtern zu reflektieren?
Lassen Sie sich durch wechselnde, übergeordnete Vorgaben leicht aus der Fassung bringen oder unter Druck setzen?
Neigen Sie dazu, in Phasen von Uneindeutigkeit und Unklarheit das Team unter Druck zu setzen oder bleiben Sie gelassen?
Haben Sie Ihre Emotionen im Griff, wenn Sie enttäuscht sind?
Sind Sie tolerant gegenüber Arbeitsweisen, die Ihren eigenen fremd sind?
Kennen Sie Techniken und Methoden, die Ihnen den Fortgang eines Projektes aufzeigen bzw. die geeignet sind, diffuse Zustände aufzulösen?
Haben Sie ein Gefühl dafür, wann Sie wie aktiv werden sollten, um Ihrem Team dabei zu helfen, uneindeutige oder ambivalente Phasen zu überstehen und produktiv zu nutzen?
Kennen Sie Methoden, wie Sie Ihr Team oder einzelne Mitarbeiter/-innen aktivieren, damit diese selbstinitiativ ihre Leistungsfähigkeit erhöhen können?