Ein-Satz-Bewältigung – Polizei und Geschichtspolitik von Prof. Dr. Heike Wüller
Die öffentliche Erinnerungsarbeit (in) der Polizei ist über weite Strecken einsträngig und nicht zwangsläufig darauf ausgelegt, kritische Dialoge in Gang zu setzen. Vielmehr fügt sie sich in das Arrangement der Präsentation gegenwärtiger Leistungsfähigkeit einer "modernen" Polizei, wird also Teil der polizeilichen Öffentlichkeitsarbeit, und fördert die Stabilitätsbildung der Organisation. Im Fokus eines nicht selten von der Politik angestoßenen, von der Wissenschaft unterstützten und von der Polizei getragenen spezifischen Gebrauchs von Geschichte für die und in der Organisation stehen die Heraushebung der Bedeutung der NS-Vergangenheit für die Gegenwart und der Versuch, mit Hilfe der Betrachtung dieses besonderen Zeitabschnitts ein regelmäßig nur oberflächlich definiertes "Aus-der-Geschichte-Lernen" zu praktizieren.
„Dieses Fazit steht im deutlichen Widerspruch zum proklamierten Anspruch der polizeilichen, vor allem der politischen Führung, die Organisationsmitglieder über die Auseinandersetzung mit der Polizeigeschichte zur ‚Entstehung und Bewahrung eines fundierten (kursiv H.W.) Geschichtsbewusstseins‘ zu bringen und auf diese Weise ‚aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, um die Gegenwart und Zukunft im demokratischen Miteinander zu gestalten‘ (kursiv H.W.). Und es steht insofern auch in Spannung zur Tatsache, dass die Politik, die Polizei und – immer wieder auch – die Wissenschaft mit der für alle drei nützlichen und schmeichelhaften Behauptung agieren, ‚Polizeigeschichte und Politische Bildung‘ (…) gingen in der Organisation gleichsam Hand in Hand“, Wüller, S. 363.
Wüller, H. (2023). Ein-Satz-Bewältigung - Polizei und Geschichtspolitik. In D. Davydov (Hrsg.), Erinnerungskultur in der Verwaltungspraxis (S. 333-370). Springer Nature.
Der von Prof. Dr. Dr. Dimitrij Davydov herausgegebene Sammelband beleuchtet zahlreiche ganz unterschiedliche Perspektiven zur Erinnerungskultur in der Verwaltung.
Mitte 2023 erscheint der Band von Bätge, Effing, Möltgen-Sicking, & Winter (Hrsg.) "Integration in Kommunen", darin ein Beitrag von Eckert über die Entwicklungen Interkultureller Öffnung in den zurückliegenden 20 Jahren und die aktuelle Ausgangslage.
Der Beitrag "beleuchtet den Spannungsbogen, der sich zwischen den Ansätzen engagierter Integrationsakteur*innen zum Beginn dieses Jahrhunderts und dem aktuellen Status Quo zur Interkulturellen Öffnung aufspannt. Ganz konkret geht es darum zu beleuchten, welche Bedeutung der Interkulturellen Öffnung der Verwaltung inzwischen beigemessen wird und mit welchen Konzepten sie aktuell korreliert bzw. konkurriert. Drei Aspekte werden betrachtet, bei denen sich in den zurückliegenden 20 Jahren ein erkennbarer Wandel vollzogen hat. Gemeint sind gesellschaftliche und konzeptionelle Entwicklungen sowie politische Ziele. Die drei Elemente korrespondieren miteinander, finden jedoch ihren Niederschlag in ganz unterschiedlichen Handlungsfeldern. Sie betreffen z. B. das Bewusstsein in der Zivilgesellschaft und in Behörden, Schwerpunkte in Wissenschaft und Forschung sowie die Prioritätensetzung in Politik und Verwaltung"
Der Springer Verlag, in dem das Buch erscheinen wird, erlaubt Autor*innen die Bereitstellung einer Manuskriptversion auf persönlichen Websites. Deshalb können wir diese hier hinterlegen.
Beitrag zum Homeoffice anlässlich des 16. Personalsymposiums des Studieninstituts Ruhr und der HSPV NRW
Im November 2022 erschien der Band zum 16. Symposium für Personalmanagment im öffentlichen Sektor. Herausgeber ist Prof. Dr. Andreas Gourmelon (HSPV NRW). Thema ist "Digitalisierung und deren Folgen für das Personalmanagment".In einem Beitrag setzt sich Martina Eckert mit den Chancen, Herausforderungen und Grenzen von mobiler Arbeit auseinander. Der Fokus wird auf arbeits- und organisationspsychologische Aspekte gerichtet. Die Publikation ist im Rehm Verlag erschienen. Preprint ist hier abrufbar.
Mobiles Arbeiten und Corona, Befragung in fünf Landesbehörden NRWs
Martina Eckert - 2021
Im Frühjahr 2020 sah sich die Landesverwaltung NRW wie viele andere Behörden, Einrichtungen und Institutionen gezwungen, sich spontan auf flexible Arbeitszeitmodelle einzustellen. Wegen der Covid-19 Pandemie wurden verschiedene Formen der mobilen Arbeit sowie klassische Telearbeitsformen jenseits bestehender Dienstvereinbarungen erweitert oder etabliert. Daraus ergaben sich vielfältige Herausforderungen für Führungskräfte und Mitarbeitende. Insbesondere für Familien mit Kindern war parallel zur Arbeit im Homeoffice zeitweise die Kinderbetreuung sicherzustellen.
Studien belegen, dass die Zwangslage allerorten die digitalen Fähigkeiten erweitern sowie die Akzeptanz gegenüber flexiblen Arbeitsformen und digital unterstützten Arbeitsmethoden erhöhen konnte (DAK, 2020).
Der Zeitpunkt für die Erhebung von Umstellungseffekten war nach dem ersten Lockdown 2020 günstig. Die spezifischen Erfahrungen in der Landesverwaltung Nordrhein-Westfalens konnten Dank der Unterstützung von 5 Landesbehörden bei einer sehr kurzen Vorlaufzeit von acht Wochen im zweiten Halbjahr 2020 erhoben werden. Es beteiligten sich zwei Landesministerien, eine Bezirksregierung und zwei nachgeordnete Behörden. Die Ergebnisse wurden in einem umfangreichen Bericht zusammengefasst.
Mobiles Arbeiten in der Verwaltung
Martina Eckert - 2020
Die DAK veröffentlichte im Juli 2020 ihre Sonderauswertung zum Homeoffice in der Corona-Zeit (pdf siehe unten). 72% der Befragten aus dem öffentlichen Dienst gaben an, dass in ihren Behörden in großem Umfang mobiles Arbeiten eingeführt wurde. Die Verwaltung liegt auf Platz 4 hinter den Banken, der Chemieindustrie und der Kommunikationsbranche. Insgesamt stieg seit März 2020 der Anteil derer, die im Homeoffice arbeiten um 116% von 18% auf 38%. Die Grafik fasst einige DAK-Ergebnisse zusammen, Entwurf: Eckert.
Die Verwaltung bietet zurzeit noch überwiegend die klassische Telearbeit an, bei der feste Tage pro Woche auf der Basis so genannter Dienstvereinbarungen schriftlich vereinbart werden. Doch mobile Formate sind im Kommen. Mobile Arbeitstage werden i. d. R. spontaner genutzt. Mobil arbeiten kann man bei diesen Option anlasslos, also auch wenn man keine Betreuungspflichten nachweisen kann oder als Führungskraft.
Diese und viele andere Ergebnisse stammen aus der Inhaltsanalyse von 17 Dienstvereinbarungen aus der Landesverwaltung NRW (Prof. Dr. Martina Eckert, Video-Clip). Der Forschungsbericht wurde als Handreichung für die Verwaltungspraxis konzipiert. Sie hat das Ziel, Behörden bei der Modifizierung und Neuformulierung von Dienstvereinbarungen zu unterstützen und Beispiele aus der Referenzgruppe zu liefern.
Welche Führung braucht Verwaltung zur Bewältigung einer komplexen Zukunft?
Martina Eckert - 2020
Martina Eckert publizierte den Beitrag zur Zukunftsfähigkeit von Führung in der Verwaltung im Kontext des Dialogs der Hochschulen für den öffentlichen Dienst in Deutschland. Das Praxis- und Forschungsnetzwerk HöD trifft sich regelmäßig zum Austausch und berät über die Schwerpunkte und Innovationen in der Ausbildung für Verwaltungsberufe.
Der Beitrag erschien bei Nomos im Buch von Beck und Stember 2020.
Interkulturelle Öffnung - Chancen und Hemmnisse bei der Ansprache von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Migrationshintergrund - Studie zur Attraktivität von Verwaltungsberufen
Martina Eckert - 2012/2018
Angesichts der Diskussion um die interkulturelle Öffnung der Verwaltung wenden sich Behörden und Kommunen aktiv an Schulabgängerinnen und Schulabgänger mit Migrationshintergrund. Ob und wie erfolgreich entsprechende Werbemaßnahmen sind, ist von verschiedenen behördenspezifischen Faktoren abhängig, wie z.B. von der Werbestrategie oder der Sichtbarkeit des beruflichen Angebots. Noch relativ unbekannt ist die Dynamik auf Seiten der potenziellen Bewerberinnen und Bewerber. Ist die öffentliche Verwaltung überhaupt generell für Schulabgänger/innen attraktiv - wie passt sie zu den spezifischen Bedürfnissen und Zielen von jungen Menschen mit Migrationshintergrund und gibt es typische Hürden?
Im Rahmen zweier Untersuchungen wurde in Kooperation mit der Bezirksregierung Arnsberg in den Jahren 2012 und 2013 Schülerinnen und Schüler nach ihren Haltungen und Einschätzungen zur öffentlichen Verwaltung befragt – einmal im Rahmen einer Ausbildungsmesse (Juni 2012, N= 115) und einmal im Rahmen einer Befragung von Schülern und Schülerinnen im Unterricht der 9. Klasse (April 2013, N=453). Durch einen Vergleich von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Migrationshintergrund ist es möglich, einige Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede zu beleuchten, die wertvolle Hinweise für die zukünftige Ansprache der Zielgruppe liefern können.
Die Rolle von Verwaltung in Friedensprozessen
Martina Eckert & Werner Glenewinkel - 2006
Schon 2006 entwickelten Werner Glenewinkel (Jurist) und Martina Eckert (Psychologin, beide FHöV NRW) den Studienbrief "Die Rolle von Verwaltung in Friedensprozessen" für den "Master of Peace Studies" der Fern-Universität Hagen.
Mit steigender Relevanz von Partizipation und globaler Vernetzung ist das Angebot so aktuell wie nie. Verwaltungshandeln über Grenzen hinweg und Settings, die Verhandlung benötigen, wollen gelernt sein. Wie das im Kontext von Friedenseinsätzen gelingen kann, beschreibt der Studienbrief exemplarisch aus verschiedenen fachlichen Perspektiven. Der Transfer auf weitere Bereiche gelingt problemlos.
Wie stellen hier den Studienbrief ein. Im Jahr 2010 wurde der Master-Studiengang Peace Studies leider von der Fern-Uni Hagen wieder vom Markt genommen.
"Der Umgang mit Verwaltung gehört zu den Selbstverständlichkeiten sowohl des privaten wie auch des professionellen Alltags. Von der Rolle, die Verwaltungen in Gesellschaften spielen, und von der
Art und Weise wie öffentliche Verwaltung funktioniert, sind gesellschaftliche (Veränderungs-)Prozesse in hohem Maße abhängig. Insofern erscheint es nahe liegend, in einem Studiengang, der Friedens-
und Konfliktprozesse reflektiert, auch verwaltungswissenschaftliches Wissen explizit zu behandeln. Der Anspruch der Interdisziplinarität stellt sich jedoch nicht allein zwischen
Verwaltungswissenschaft und anderen Disziplinen, sondern auch die Verwaltungswissenschaft selbst löst sich von ihrer engen Bindung an die Rechtswissenschaft und bindet Fragestellungen der
Psychologie, der Soziologie und anderen Kultur- und Sozialwissenschaft mit ein: Verwaltungsakte werden nicht mehr allein unter dem Aspekt der Umsetzung von Gesetzen und Verordnungen betrachtet,
sondern der Bürger/die Bürgerin wird konzeptionell als ebenbürtiges Subjekt (marktwirtschaftlich gesprochen: Kunde) akzeptiert. Dies prägt nicht nur das individuelle Verhalten des Bürgers/der
Bürgerin auf der einen und dem Verwaltungsangestellten auf der andern Seite, sondern verändert auch die Zusammenarbeit zwischen sozialen Einheiten, z.B. Nichtregierungsorganisationen und öffentlichen
Verwaltungen. Trotz oder auch wegen dieser Varianzen ist es bedeutsam, sich darüber klar zu werden, wie ein Verwaltungssystem funktioniert, welche Prämissen und Implikationen sich hinter
Verwaltungshandeln verbergen und wie damit umzugehen ist. Umso wichtiger wird dies, wenn es sich bei dem Gegenüber nicht um die Verwaltung des eigenen Verwaltungs-Kulturraums handelt, sondern wie bei
Friedenseinsätzen um so genannte Vor-Ort-Verwaltungen...." aus dem Vorwort des Studienbriefes von Eckert & Glenewinkel (2006).